Hintergründe zum Thema Tabak

Hier finden Sie alle Hintergrundinformationen, die im Rahmen der Kampagne "Tabak - Umwelt - Gesundheit" der Greenkids Magdeburg e.V. und der Hochschule Magdeburg-Stendal (FH) recherchiert und zusammengetragen wurden.

Diese sind hier sortiert nach den Themengebieten:
> Umwelt
> Gesundheit
> Politik (Subventionen/Prävention)
> Wirtschaft
> Soziales
> Ausbeutung

Weitere Hintergrundinformationen finden sie über unsere Linksammlung.


Hier außerdem einige rubrikenübergreifende Beiträge:
01. Tabakkonzerne beuten Menschen in der ganzen Welt aus [stichpunktartiger Beitrag zur Fachtagung]
02. Die Macht der Tabakmultis
03. Daten vom Bundesverband deutscher Tabakpflanzer
04. Tabakanbau und Subventionen

01. Tabakkonzerne beuten Menschen in der ganzen Welt aus
Rauchzeichen! gegen Ausbeutung und Umweltzerstörung durch Tabakkonzerne
www.rauchopfer.org
Ausbeutung durch Tabakkonzerne
Gliederung

1) Hauptakteure
2) Eine kurze Geschichte des Tabaks & Anbaus
3) Wie wird Tabak angebaut?
4) Bauern vs. Konzerne:

- Vertrags- & Auktionssystem
- Schuldenfalle
- Streiks
5) Pestizide &andere Gesundheitsrisiken
6) Kampagne 'Rauchzeichen!' & 'Warnhinweis 2004'

Ausbeutung durch Tabakkonzerne
1) Hauptakteure
Länder

Malawi:

* Fläche:118.480 km ²
* Bevölkerung:11,6 Mio.(98 /km ²)
* Lebenserwartung:
- Frauen: 39 Jahre
- Männer: 38 Jahre
* BIP:2,3 Milliarden US-Dollar
* BIP /Kopf:198 US-Dollar
* Anteil Tabak an Exporterlösen: 58%
* UN Development Index:163. Platz

Zimbabwe:

* Fläche:390.757 km ²
* Bevölkerung:12,6 Mio.(32 /km ²)
* Lebenserwartung:
- Frauen:38 Jahre
- Männer:40 Jahre
* BIP:6,3 Milliarden US-Dollar
* BIP /Kopf:499 US-Dollar
* Anteil Tabak an Exporterlösen: 32%
* UN Development Index:130. Platz

Ausbeutung durch Tabakkonzerne
2) Eine kurze Geschichte des Tabaks & Anbaus

* Tabak stammt aus Amerika
* seit 6000 v.Chr.: für Zeremonien und Medizin
* seit dem 16.J .in Europa

Anbau
* 1612 erste kommerzielle Pflanzerfolge in Virginia
* 1619:wichtigstes Exportgut der Kolonie Virginia
* im 19.J .:Aufkommen der hellen Virginia-Sorten
* 1880 erste Zigarettenproduktionsmaschine:200 Stück /Minute heute:16.000 Stück /Minute

Ausbeutung durch Tabakkonzerne
3) Wie wird Tabak angebaut?

1) Pflügen des Beetes
2) Sterilisierung des Bodens mit Asche oder Gas
3) Aussaat:10.000 Saatkörner wiegen 1 Gramm
4) Abdeckung mit Heu o.ä.
5) Größe der Setzlinge nach 3-4 Monaten:25 - 40 cm
6) Umpflanzung in Felder, jeder Setzling einzeln,25.000 Stück pro Hektar
7) Spitze der Pflanzen abschneiden, um Qualität und Quantität der Blätter zu maximieren -> alle weiteren Sprossen werden entfernt
8) Austretender Pflanzensaft zieht Insekten an: Einsatz von Pestiziden
9) Ernte:"priming" 3-4 Blätter auf einmal, von unten beginnend

3) Wie wird Tabak angebaut?
Trocknung /Flue Curing

* Blätter werden zusammengebunden über Seile gehängt
* 1 Woche lang Hitzeeinwirkung -> Wasserentzug
* 24 am Tag gleiche Temperatur
* nach einer Woche: Schuppen wird geöffnet damit die Blätter wieder etwas Feuchtigkeit aufnehmen können

4) Bauern vs. Konzerne - Auktionssystem

Beispiel Malawi:

Tobacco International Magazine:
Eine Firma kauft die Hälfte des dort angebauten Tabaks auf, dadurch fallen die Preise rapide:
* Preise fielen im Jahr 2000 um 14 %
* April 2000:Auktion wird 2 Mal geschlossen wg. Protest der Bauern
* laut TAMA (Tobacco Association of Malawi)gingen die Preise auf bis zu 0,10 US-Dollar pro Kilo herunter
* Im Vorjahr waren es noch 1 - 2 US-Dollar
Schon 1997 wurde die Auktion wg. Protesten für 2 Tage geschlossen

4) Bauern vs. Konzerne - Vertragssystem

* Bauern unterzeichnen Vertrag mit einer Firma
* Firma stellt Saatgut, Pestizide, Dünger und Gerät zur Verfügung (Kredit)
* Bauern dürfen nur von dieser Firma kaufen oder Kredite aufnehmen
* Bauern verpflichten sich ,nur bei dieser Firma zu verkaufen
* Am Ende der Saison bestimmt die Firma die Qualität des Tabaks und den Preis
* Firma bezahlt oft weniger für den Tabak als die Höhe der Schulden =>Schuldenfalle

4) Bauern vs. Konzerne - Schuldenfalle

Beispiel Tansania

Tabakkleinbauern schulden Universal, DIMON und Standard Commercial 29 Million US-Dollar (1998)
Regierung steht hinter den Firmen, droht mit harten Strafen für Bauern, die ihre Verträge brechen und an andere Firmen verkaufen (um bessere Preise zu erzielen und Schulden zu tilgen)

Beispiel Kenia

Seit 1994 Gesetz: Niemand darf Tabak von Bauern kaufen, die er nicht offiziell gesponsert hat
1999:42%aller Verträge wurden nicht erfüllt, d.h. die Bauern machten nicht genug Ertrag um Kredite zurück zu zahlen

4) Bauern vs. Konzerne - Streiks

Beispiel Tansania

Ende der Anbausaison 1998/99
Tabakbauern weigern sich geschlossen, ihren Tabak an die Weiterverarbeitungsfirmen in Morogoro, Tansania zu verkaufen
Hintergrund: Ankündigung von Universal und DIMON, so lange keine Kredite und "Inputs " mehr zu geben, bis die Verschuldungssumme der Bauern abgetragen ist
Reaktion auf den Streik: Firmen gründen Kartell, üben Druck auf Regierung und Bauern aus =>Bauern müssen Tabak zu den vom Kartell festgesetzten Preisen verkaufen

5) Pestizide - Aldicarb

* eines der toxischsten Pestizide
* letal bei einem Hundertstel Gramm
* Tierversuche:
- chronische Schäden des Nervensystems
- unterdrückt Immunsystem
- kann Störungen der embryonalen Entwicklung verursachen
- verursacht genetische Defekte in menschlichen Zellen
* enthält Dichlormethan: verursacht Hör- und Sehschäden und Schäden an Nieren und Leber; ist krebserregend und erbgutverändernd
* toxisch für Vögel, Fische, Honigbienen, Regenwürmer

5) Pestizide - Chlorpyrifos

* weit verbreitetes Insektizid, enthält Organophosphate
* Benutzung wird mit er ö ten Selbstmordraten in Verbindung gebracht
* Gesundheitsgefährdung:
- Atembeschwerden
- Bewusstlosigkeit
- Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Krämpfe
- Nervenschäden
- Sehstörungen, Schwindel, Verschwommener Blick
- möglicherweise erbgutverändernd, fruchtschädigend
* kontaminiert Luft, Grundwasser, Flüsse, Seen, Regenwasser
* Rückstände können bis zu 25km vom Ort der Anwendung entfernt nachgewiesen werden

Green Tobacco Sickness (GTS)

* anders als andere Anbauprodukte ist Tabak an sich schon toxisch
* Nikotin wird seit 1763 als Pestizid benutzt
* GTS tritt hauptsächlich während der Erntesaison auf
* verursacht durch Aufnahme von Nikotin über die Haut (grüne Tabakblätter)
* ähnlich wie eine Nikotinvergiftung
* Symptome:
- Übelkeit, Erbrechen
- Kopfschmerzen
- Schwächeanfälle, Schwindel
- Krämpfe
- Atembeschwerden
- Schwankungen des Blutdrucks und Pulses

Pestizide & andere Gesundheitsrisiken

Zahlen

* Kenia: Jährlich 1000 Tote und 35.000 Vergiftete durch Pestizide (auf allen Farmen)
* Zahlen wahrscheinlich untertrieben wg. fehlendem medizinischen Personal in ländlichen Gegenden
* Brasilien: Schätzungen zufolge jährlich 300.000 Vergiftete
- Santa Catarina (hauptsächlich Tabakanbau): 79 %aller Arbeiter auf Farmen haben Vergiftungserscheinungen - Ursache: fehlende Schutzkleidung
- zu teuer
- nicht gemacht für tropische Regionen
- Unwissenheit

Informationsquellen

* www.rauchopfer.org
* Golden Leaf, Barren Harvest: Broschüre der Campaign for Tobacco- Free Kids,2001 (Download: tobaccofreekids.org)
* Film "Rauchopfer " von Peter Heller, 58 min., erhältlich bei filmkraft: www.filmkraft.net
* Buch "Rauchopfer " von P. Heller, H. Geist, J. Waluye; Horlemann Verlag
* Regenwald-Report 1/03, www.regenwald.org


[Von: Laura Grean (rauchopfer.org) - Vortrag zur Tagung "Umwelt - Tabak - Gesundheit"]

+++++++ Zurück zur Liste +++++++

02. Die Macht der Tabakmultis

Die internationalen Verbindungen der Tabakmultis umspinnen die Erde wie ein Netz. Wer die Bedürfnisse der Menschen kennt, sie zu wecken weiß und manipuliert, hat Macht.
Die Macht Tatsachen zu verdrehen. Abhängigkeit vom Glimmstengel als Emanzipation zu verkaufen, wie dies besonders in im Aufbruch befindlichlichen afrikanischen Ländern wie in Marokko geschieht. Da wird besonders jungen Frauen schon mal vorgegaukelt, sie wären emanzipiert, wenn sie rauchen; wo sie in Wahrheit, gerade der Abhängigkeit der Familie entronnen, schon in der nächsten, der Sucht nach Nikotin, gelandet sind.
Die Sucht nach Nikotin wird verkauft mit der Sehnsucht Erwachsen zu sein, der Sehnsucht nach Freiheit und Nonchalance. Die Zielgruppe sind Menschen unter Stress, da besonders anfällig für falsche Versprechungen. Der Alltag besonders von Jugendlichen gestaltet sich verkrampft und gestresst, der Wunsch abzuschalten und den eigenen Wunschvorstellungen zu entsprechen macht sich im blauen Dunst Luft. Genau auf diesen Nerv hat sich die Zigaretten- und Tabakwerbung mit bewundernswerter Treffsicherheit eingeschossen. Nicht nur unter den Jugendlichen hat sich derweil eine beinahe huldigende Markentreue entwickelt. Philosophien werden häufiger gewechselt. Über das Statement der Topgewinner im Tabakgeschäft, Werbung nicht zu betreiben um Menschen zum Rauchen zu animieren, sondern um Raucher anderer Marken abzuwerben, kann man nur müde lächeln.
Und lächerlich ist auch der Blick von außen - als Nichtraucher - auf gierig am Glimmstengel saugende, zu Grüppchen zusammengedrängte RaucherInnen. Als ob heimlich Rauchzeichen ausgesandt würden, zu den paar RaucherInnen der nächsten Stadt, die es noch geben soll.
Aber Zigaretten sind teuer und der Staat hat das Monopol drauf und sahnt ab. Deutschland, an der Kante zur Wirtschaftskrise stehend, sahnt ab. Kein Wunder, dass noch nicht mal die Werbung von Tabakprodukten verboten wurde; stellen sie doch eine nicht zu verschmähende Einnahmequelle dar.
Tabak macht also nicht nur Raucher süchtig nach Nikotin, sondern auch die Großverdiener in Politik und Wirtschaft süchtig - nach Geld.
Dabei sagen selbst RaucherInnen man solle nicht mit dem "coolen" Laster beginnen. Aber wenn es um die Gründe geht, warum sie selbst nicht mit dem Rauchen aufhören, werden sie recht erfinderisch. Unter anderem wird da genannt, jeder solle doch tun können, was er wolle.
Stimmt. Und das ist auch gut so. Nur wird dabei allzu oft auf das Passivrauchen vergessen. Dessen verheerende Folgen sind umso schlimmer, da sich PassivraucherInnen oft entschieden gegen das Rauchen aussprechen, aber ihre Interessen nicht durchsetzen konnten, bzw. sich nicht bewusst für das Rauchen entschieden hatten und doch jetzt dafür draufzahlen müssen.
Letztendlich geben RaucherInnen auch zu, dass Rauchen gesundheitsschädlich ist und dass es süchtig macht, wissen sie wohl am Besten. Aber dann suchen sie doch nach Ausflüchten, um ihre Sucht zu rechtfertigen.

Schon der Anbau von Tabak bringt erhebliche Gesundheitsrisiken für Tagelöhner, Bauern und ihre Familien. Tabak ist eine anspruchslose Pflanze, zehrt durch ihre intensive Nutzung aber mehr am Boden, als dies andere Nutzpflanzen, etwa für den Gemüse- und Getreideanbau, tun.
Der Nikotinhaushalt in Tabakpflanzen wird durch gezielte Praktiken gesteigert, wie dem "Köpfen". Damit ist das Abschneiden der Blütenbestände gemeint, was den Wachstumsstrom der Pflanze unterbricht und den Wuchsstoffhaushalt ändert. Ergebnis ist die Nikotinanreicherung der Blätter und somit der verstärkte Kick für RaucherInnen. So ein Eingriff führt zusammen mit anderen Behandlungen zu einer Erhöhung des Nikotinhaushalts um 10-15 Prozent. Außerdem regen sie verstärkt zur Bildung der Wurzeln an, in denen das Nikotin gebildet wird, bevor es in den Blättern gespeichert wird. Und das ist eine ganze Menge. Schön für den/die RaucherIn - schlecht für die Böden. Ihnen werden Nährstoffe wie Phosphor, Stickstoff und Potassium rascher entnommen, als sie gebildet werden können, umso tragischer, da dies bei anderen Anbaupflanzen, auf welche die Bevölkerung in "Dritte Welt"-Ländern angewiesen ist und die importiert werden müssen, nicht der Fall ist. Tatsächlich hat keine Nahrungspflanze in Afrika eine so große Aufnahmerate an Nährstoffen wie Tabak. Der Boden wird ausgelaugt und die Pflanzen, die darauf wachsen, auch. Sie werden anfällig für Krankheiten; da müssen Pestizide her. Je länger aber die Pflanzen bestehen, desto mehr laugen sie den Boden aus, schwächeln die Pflanzen und der Bedarf an Pestiziden steigt in stratosphärische Höhen. Ein Teufelskreis. Rund 150 Gifte belasten Tabak, einige davon, wie DDT, Aldrin und Phosphorsäureester sind in Teilen der "Ersten Welt" verboten, in die sie in Form von Zigaretten Eingang finden.

Der Miombowald, wichtig als Lebensraum für die Tierwelt und als Ressource für die hiesige Bevölkerung, wird gerodet für die Trocknung der Tabakblätter und den Ausbau der Pflanzungen. Das ist schlecht für Tiere, etwa Bienen, wodurch Imker ihre Lebensgrundlage verlieren. Nur ein Beispiel, in welchem Maße Tabakanbau das Leben der Betroffenen schädigen und negativ beeinflussen kann.
Die Bauern zerstören den Miombowald, die Zukunft ihrer Kinder, die schon ihren Ahnen als Lebensgrundlage zur Verfügung stand. Für ein Kilo marktfähigen Tabak werden bis zu 150 Kilo (!) Holz verbrannt. Durch die Rodung entstehen Wüsten. Die von den Tabakmultis, in deren Namen abgeholzt wird, versprochene Wiederaufforstung beschränkt sich auf einmalige und völlig unzureichende Maßnahmen, wie dem Pflanzen von Setzlingen, die in keinem Maßstab zur Zerstörung stehen.
Zum Raubbau am Wald gesellen sich die Schulden, die die Bauern für Pestizide und Dünger aufzuhäufen gezwungen sind. Die Tabakproduktion, wie sie heute und noch in nächster Zukunft praktiziert werden wird, gefährdet die Unabhängigkeit kleiner Farmer. Alternativen für den Tabakanbau, wie etwa Zuckerrohr, das im Gegensatz zu Tabak nach Menge und nicht nach Qualität abgerechnet wird, werden noch von viel zu wenigen Kleinbauern wahrgenommen. Wohl auch deshalb, weil sie über Alternativen ungenügend informiert sind.
Hier muss eingegriffen werden! Je besser die Kleinbauern über Auswege aus dem Teufelskreis des Tabaks aufgeklärt werden, desto zahlreicher werden sie den Ausstieg schaffen.

Die Herstellung von Tabak geschieht unter denselben kolonisatorischen Arbeitsverhältnissen wie sie während der Sklavenzeit vorherrschten und ohne Rücksicht auf bestehende Ökosysteme. Die mit den Tagelöhnern und Kleinbauern geschlossenen Verträge sind kaum etwas wert, da die Bauern über den Tisch gezogen werden. Sie sind nicht stark genug, um mit den Multis verhandeln zu können.
Es ist wie anno dazumal: Kolonialismus in neuem Gewand.
Der Willkür von Konzernen hilflos ausgesetzt kommen Kleinbauern gegen das weltumspannende Netz der Ausbeutung nicht an. So sind die meisten Länder der Miombozone Afrikas in der Tabak angebaut wird, völlig verarmt. Tabak bringt nicht den propagierten und ersehnten Wohlstand. Vorübergehender Reichtum blendet und lässt auf mehr hoffen - das nicht kommt. Die Armut klopft derweil schon an die Tür.
Nicht nur RaucherInnen sind nikotinabhängig. Auch die Staaten in denen Tabak angepflanzt wird, sind es. Ihre Wirtschaft ist angewiesen auf die Finanzspritzen aus der Tabaksteuer, nicht selten reißen die Umsätze aus dem Zigarettenverkauf die Wirtschaft aus der Krise. Tabak ist Narrengold für die "Dritte Welt". Mais wird mit Geld aus dem Tabakanbau importiert. Ersteres hätten sie nötiger.
Die Tabakökonomie liefert fast die Hälfte aller Arbeitsplätze in der Miombozone. Aber immer mehr Tabakbauern schaffen den Ausstieg!
Sie weichen auf Alternativen wie Erdnüsse, Sonnenblumen, Zuckerrohr, usw. aus. Die brauchen auch wenig, bis gar keine Pestizide.

Zigarettenhersteller stellen fest, dass RaucherInnen die Risiken des Rauchens kennen sollten. Was (be)klagen sie die Folgen?
Das meine ich auch. Nur werden die Konsumenten von Tabakwaren gezielt in die Sucht getrieben und Zigarettenhersteller stehlen sich mit dem oben erwähnten statement aus der Verantwortung.
Der positive Effekt, den der Tabakkonsum auf die Wirtschaft hat, ist schnell verpufft. Wer in großen Zusammenhängen denkt, sieht nicht nur die unbestrittene Gesunheitsschädlichkeit des Rauchens ein, sondern auch die Schädlichkeit für die Wirtschaft.
Weil Kinder, statt zur Schule zu gehen, auf den Tabakpflanzungen arbeiten müssen, weil Tabakanbau sehr arbeitsintensiv ist, und als Erwachsene als ungelernte Arbeiter ein Auskommen finden müssen, weil RaucherInne häufiger Pausen machen, häufiger krank sind und weniger produktiv als NichtraucherInnen.
Keine Wirtschaft, die nur von einem Produkt zehrt, kann bestehen. Daran kann selbst die Macht der Tabakmultis nichts ändern.

+++++++ Zurück zur Liste +++++++

03. Daten vom Bundesverband deutscher Tabakpflanzer

Tabakanbaufläche
4700 Hektar

Anbaubeginn
1573 Hatzenbühl (Rheinland-Pfalz)

Anbaugebiete
Baden-Württemberg, Bayern, Rheinland-Pfalz, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg

Größter Anbau
Um 1870, ca. 20.000 ha

Standort

Boden
Leichte, milde, humose Sand-Lehmböden

Fruchtfolge im Betrieb
3-jährig (Tabak-Getreide-Rüben-Mais)

Sorten
Virgin, Burley, Geudertheimer

Zahl der Familienbetriebe
1025 - 90% der Fläche Haupterwerb, 10%

Zahl der Beschäftigten
3000-4000 Familienmitglieder
10.000-12.000 Saisonbeschäftigte

Arbeitszeitbedarf
700-1200 Arbeitskostenstunden/ha)

Produktionskosten
5000 Euro/ha Sachkosten(Pacht, Maschinen- und Gebäudekosten, Pflege) 5000 Euro/ha Lohnkosten

Leistung der Tabakpflanze für Volkswirtschaft

Erträge: Blattertrag (für Tabakwaren)
2000-3000 kg/ha Blattertrag - Rohtabak (Tabakwaren)
10.500 - 11.700 to, Marktanteil in D 4%

Verkaufserlöse (nur für Rohtabakblätter-Pflanzererlös)
3,30 Euro/kg-4,30 Euro/kg
ca.10.000 Euro/ha - ca. 47.000.000Euro/D

Umwelt (Tabak-grüne Lunge):

Regenerationsleistung
Luft/Sauerstoffabgabe je ha für 750 Menschen (4 Mill. D)

Große Blattzahl
bis 9m² Blattfläche je m² Boden

30.000 blühende Pflanzen/ha
Landschaftsbild-Artenvielfalt und Insekten

Holzgewinnung je Pflanze
30 dz/ha Stängelholz - Feldabfahrt/Ofen

Organische Substanz
Rückführung Boden - Folgefrucht - Bodenfruchtbarkeit

Verwendung für Tabakwaren:

Zigaretten, Zigarren, Rauchtabak

Mögliche Zigaretten – Zigarrenzahl ( je nach Größe)
1,8 Mio Stück/ha / 8,5 Mrd Stück in D

Gesamtverkaufswert (als Tabakwaren)
360.000 Euro/ha - 1.700.000.000 EUR (D)

davon Wert Tabaksteuer
270.000 Euro/ha - 1.300.000.000 EUR (D)

Tabaksteueraufkommen EU (15)

65 Milliarden Euro

Anbau-Förderung aus EU Haushalt Brüssel
1,6%

Anbau Pflanzer - Forschungsprojekte - Seminare gegen Rauchen
980.000.000 Euro (für Deutschland ca. 25 Mio.)


[Quelle: Tabakanbau in Deutschland 2004 des Bundesverband deutscher Tabakpflanzer - Vereinigung der Tabakerzeugergemeinschaften e.V.]

+++++++ Zurück zur Liste +++++++

04. Tabakanbau und Subventionen
Biologie – Umweltbilanz

Die Tabakpflanze, das kann man mit Fug und Recht sagen, ist ein kleines Wunderwerk der Natur. Sie stellt uns im Laufe ihres Wachstums und nach der Ernte der Blätter ein vielschichtiges Angebot zur Verfügung. Dir Frage ist, ob wir es verstehen, verantwortungsvoll mit diesen Ressourcen des Genusses umzugehen.

Der Tabak gehört wir die Kartoffeln zur Familie der Solanaceaen (Nachtschattengewächse). Gemeinsames Kennzeichen ist ihre Produktion von Alkaloiden beim Tabak ist dies das Nikotin. Die Pflanze ist einjährig und keimt aus einem winzigen, ölhaltigen Samenkorn, 12.000 Körner sind ein Gramm. Die kleine Pflanze in Mitteleuropa im Mai ausgepflanzt (frostsicher), wächst hundert Tage nach der Auspflanzung im Feld bis zu einer Höhe von ca. zwei Metern, blüht prächtig auf, bringt 18 bis 20 verwertbare Blätter und entwickelt eine Grünmasse in diesen Tagen von bis zu 30 kg.

Bestechend die nahezu weltmeisterliche Leistung während der kurzen Vegetationszeit und ihrer positiven Bilanz die sie in Ökonomie aber auch in Ökologie uns Menschen zur Verfügung stellt.

Aus aktueller Sicht steht die Ökonomie für die breite Anbaufrage im Vordergrund. Die arbeitsintensive Ernte der Blätter (bis zu 600.000 je ha) dienen nach der Trocknung und Fermentation der Herstellung von Tabakwaren. Pflanzer und ganze Wirtschaftsbereiche erzielen hiermit ihren Lebensunterhalt - dem Raucher wird Genuss geboten. Der Blattertrag von 2.500 bis 3000 kg/ha (Hektar)bringt dem Pflanzer ca. 10.000-12.000 Euro/ha. Nach Herstellung von Tabakwaren liegt der Wert bei 360.000 Euro/ha, wovon 270.000 Euro/ha Tabaksteuer dem Staat zufließen. Wir kommen auf dieses Thema als Zentralpunkt nachher wieder zurück.

Positiv stellt sich die Umweltleistung der Tabakpflanze dar. Sie ist eine führende grüne Lunge in der Pflanzenwelt. Die überaus große Blattmasse von bis zu 9 m² pro 1 m² Boden erzeugt bei der Assimilation einen Sauerstoffüberschuss (nach Prof. Joachim Schmitt, Forchheim) für über 750 Menschen je ha Anbaufläche. Beachtenswert und willkommen für viele Tabakbauern besonders in Entwicklungsländern, ist die Brennholzleistung die der Stängel nach der Trocknung bietet. Bis zu 30 dz pro ha können zur Heizung am Hof verwendet werden.

Sehr geschätzt wird der vierte Teil, die organische Substanz, von der sich die Bodenfruchtbarkeit erhöht und die Nachfolgekulturen ernähren. In der Fruchtfolge wird die Tabakpflanze unter den Landwirten als Vorfrucht sehr geschätzt. Die starke Beschattung durch die Blattmasse hält den Boden unkrautfrei, aktiviert das Bodenleben und da kaum Pflanzenschutzmittel Verwendung finden, ist der Boden frei von solchen Hinterlassenschaften. Die Tabakpflanze selbst ernährt sich mit ihrem großen Wurzelsystem überwiegend vom Bodenvorrat oder wird maximal entzugsorientiert mit Mineralnährstoffen zusätzlich versorgt. Die Sorte Virgin (40% Anbauvolumen) ernährt sich bei der Stickstoffversorgung in Deutschland nur vom Bodenvorrat, darf nicht zusätzlich versorgt werden.

Aus dem Blickfeld des Tourismus und der Landschaftspflege gesehen, ist die Tabakpflanze eine Bereicherung der Artenvielfalt und lockt mit ihrer großen Blütenmasse in den Anbauregionen zahlreiche Insekten an.

Geschichte des Tabakbaus:

Die Tabakpflanze ist in Deutschland und in Europa seit über 400 Jahren heimisch.

Christoph Columbus brachte bei der Entdeckung Mittel-Amerikas 1492 Tabaksamen mit nach Europa und von da an verbreitete sich Pflanze über die alte Welt.

Die ersten 200 Jahre des Daseins in Europa genoss die Tabakpflanze überwiegend als Heilpflanze und als Zierpflanze in Klostergärten und Höfen, an Königshäusern und hatte nur selten das Ziel des Rauchens im Anbau.

Schon 1573, so wird erwähnt, begann der erste Tabakanbau im Pfarrgarten der Gemeinde Hatzenbühl in der Nähe von Speyer. Im Rheintal, mit seinem warmen Klima, später aber auch in anderen Flusstälern Deutschlands, nahm die Anbauausweitung Ihren Lauf.

Der Indianerhäuptling Sitting Bull steht in Amerika für das Symbol des genussvollen und friedfertigen Rauchens, Sir Walter Raleigh, englischer Seefahrer um 1620 steht in Europa als derjenige, der den Rauchgenuss hoffähig machte.

Den größten Anbau erfuhr der Tabak um 1870. Fast überall in Deutschland wurde Tabak in Kleinstmengen für die Eigenversorgung zur Herstellung von Zigarren angebaut. Gewissenhaft registriert war die Anbaufläche und der Ertrag von jeher, da hinter der Produktion auch die Tabaksteuer, die zuvor Napoleon einführte, für das Staatswesen interessant war.

20.000 ha Anbaufläche (heute 4.700 ha) war die Obergrenze bei über 200.000 Pflanzern (heute 1025 Pflanzer). Der Anbau in allen Regionen Deutschlands dokumentiert die damalige Massenproduktion mit schlechter Qualität.

Nach 1900 setzte, ausgelöst von Importen aus Übersee, durch Konkurrenz ein wohlgezielter Rückgang ein mit deutlicher Qualitätsverbesserung.

Der Tabakanbau wurde wissenschaftlich durchleuchtet, die Pflanzer beratungsmäßig betreut und der Anbau zurückgeführt auf die Regionen mit warmfeuchten Klima. Die Züchtung führte letztlich schon 1930 am Tabakinstitut in Forchheim bei Karlsruhe erstmals auf der Welt zu Tabaksorten ohne Nikotin, deren Folgesorten auch heute noch im Anbau stehen.

Der Tabakanbau blieb trotz aller Wandlungsprozesse konzentriert auf kleine Familienbetriebe, geeignet, um soziale Strukturen zu festigen, da eine relativ hohe Einnahme auf kleiner Fläche möglich war und ist. Das Tabakgeld war oft das einzige verfügbare Bargeld im Familienhaushalt kleiner Landwirte um Anschaffungen zu tätigen für Haus und Hof.

Anbau Europa/Welt

Die Ausweitung des Anbaus als Zier- und Wirtschaftspflanze verlief in Europa parallel zu der in Deutschland. Über Frankreich, die Niederlande, den Süden Italiens und Griechenlands blühte der Tabakbau vor 130 Jahren gewaltig auf. Erst später folgten Spanien und Portugal, da sie ihren Bedarf an Rohtabak in Kolonien decken konnten.

Der Anbau Europas (EU) liegt mit 180.000 ha heute in 120.000 Familienbetrieben (zusätzlich 300.00 Saison AK). Er liefert 350.000 Tonnen Rohtabak jährlich. Rauchergewohnheiten verlangten regionale Geschmacks- oder Sortenspezialitäten, so dass man heute von über 40 Sorten in Europa sprechen kann. Am bekanntesten mit 40% Anteil die Gruppe der Virginia Tabake, hellgelb, leicht, im Inhalt für die Zigaretten geeignet und Heißluft getrocknet. Die Gruppe der Orienttabake (Sonnengetrocknet) besonders in Griechenland; die Gruppe Burley Tabak für Zigaretten und Rauchtabak und die sogenannten dunklen Tabake für Zigarren. In Deutschland stehen Virginiatabake, Burley und für dunklen Tabak Geudertheimer im Anbau.

Die weltweite Tabakerzeugung liegt derzeit mit 6,5 Mio. Tonnen jährlich auf 4 Mio. ha ziemlich konstant auf der Nachfragebasis des Marktes. Schwerpunkt ist China mit ca. 35%, die USA, Mittel- und Südamerika, Zentralafrika, Indien und Europa.

Urwaldvernichtung, Abholzung von Waldflächen durch Tabakbau

Diese Fragen können für den wirtschaftlichen Tabakanbau der Welt eindeutig verneint werden. Der Blick muss dabei viel stärker an die Sonderwünsche von uns nach Edelgehölzen im Schiffs- und Wohnungsbau gerichtet sein.

50 % des weltweit angebauten Tabaks werden nach der Ernte der Blätter an der natürlichen Luft getrocknet, sie trocknen an der Sonne bzw. unter einem Dach. Kennzeichen sind die Lufttrockenschuppen oder Stangengerüste bei der Sonnentrocknung. Diese Tabake scheiden vom System her in ihrer Diskussion für die Umweltschäden und Abholzungsmaßnahmen aus.
Dazu zählt der gesamte Bereich für dunkle Tabake in CUBA, DOM.REP., Kolumbien, Gesamt-Mittelamerika, Nordbrasilien und Argentinien.
Energiebedarf zur Trocknung liegt nur für Virgintabak vor. Was Europa und Nordamerika betrifft, werden diese Trocknungsöfen mit Gas oder Öl betrieben, in China mit Steinkohle und ansonsten mit Holz. In Zentralafrika ist durch die politischen Zerwürfnisse in dem Hauptanbauland Simbabwe diese Frage derzeit keine Frage mehr, weil der Anbau praktisch zusammengebrochen ist.

Was die große Erzeugungsmenge von Virgintabaken in Süd-Brasilien betrifft, ist Entwarnung mehr als begründet. Die brasilianische Pflanzerorganisation (AFUBRA) unterhält seit über 20 Jahren eine geradezu vorbildliche Organisation zur Aufforstung. Alle Pflanzer müssen sich daran beteiligen und eine positive Holzbilanz pro Betrieb vorweisen. Afubra stellt kostenlos Jungpflanzen zur Verfügung, wobei es sich nicht nur, wie oft vermutet wird, um artfremde Gehölze handelt, sondern heimische Gehölze im Anbau Pflicht sind. Sie können sich von dieser geradezu für die Welt vorbildlicher Leistung von AFUBRA jederzeit vor Ort überzeugen. Südbrasilien (nicht Nordbrasilien) mit seinen über über 800.000 to Jahresproduktion (Virgin) führt diese Aufforstungsaktion unter dem Slogan „Grün ist Leben“ auch mit großen öffentlichen Maßnahmen für alle 200.000 Pflanzer im Lande mit Erfolg durch.

Warum Tabakanbau ?
Typische Betriebsformen

Der Markt für Rohtabak mit seiner Nachfrage nach qualitativ hochwertigen Ressourcen ist ausschlaggebend für den derzeitigen europäischen Anbau. Die Pflanzer nutzen die Chance über den Tabakanbau ihren Lebensunterhalt und damit ihre Existenz zu sichern, das ist der Grund des Tabakanbaus.

Der typische Tabakpflanzer in Deutschland ist nach unseren Erhebungen ausgebildet als Landwirt oder Gärtner, hat überwiegend als Betriebsleiter seine Meisterprüfung erfolgreich abgelegt, ist im Schnitt 45 jährig und meist Betriebsnachfolger in einem historisch gewachsenen landwirtschaftlichen Familienbetrieb einer traditionellen Anbauregion. Sein Betrieb ist in der Regel 30-40 ha landwirtschaftliche Nutzfläche groß, mit ca. 4 ha Tabakanbau im Wechsel mit Getreide, Mais, Zuckerrüben, aber auch die Dauerkultur Spargeln sind im Betrieb aufzufinden. Schwerpunkt des Anbaus ist Süddeutschland mit Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Bayern, aber auch in Nord-Deutschland, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und in den neuen Bundesländern, findet sich der Tabakanbau traditionell.

Die Betriebsformen in Europa aber auch auf der ganzen Welt sind ähnlich gegliedert und klein in ihrer Struktur. Der durchschnittliche Tabakanbau in Europa je Betrieb liegt bei 1,5 bis 2 ha. Grundsätzlich sind die Tabakbetriebe auf der ganzen Welt Familienbetriebe.

Gewaltig war der Wandlungsprozess auf verschienen Ebenen des Tabakbaus in den letzten 25 Jahren in Deutschland und der EU. Die Erlössituation pro kg hat sich in diesem Zeitraum nur geringfügig erhöht. Um die Kostensteigerungen aufzufangen, wurden insbesondere Veränderungen in der Technisierung, den Arbeitsverfahren, aber auch im Betriebsablauf neu eingeführt. Dieses führte dazu, dass der hohe Arbeitszeitbedarf, der noch vor 25 Jahren im deutschen Tabakbau bei über 2000 Arbeits-.Std./ha lag, heute im Bereich von 700 – 1200 Std liegt. Gleichzeitig wurde die Qualität verbessert, da die Ansprüche insbesondere im europäischen Verarbeitungsmarkt auch unter den kritischen Prüfungen des Themas Rauchen und Gesundheit höchsten Ansprüchen gerecht werden muss.

Die Qualität wurde verbessert durch die Züchtung neuer Sorten, durch Umstellung auf andere Sorten, durch entzugsorientierte Düngung und ein Höchstmaß an biologisch orientiertem Erzeugungspotential, insbesondere was den Fruchtwechsel angeht. So liegen die Tabake heutiger Zeit im Nikotinwert, Kondensatwert und anderen Inhaltsstoffen weit unter denen von vor 20 Jahren.

Der Umwelt und dem Thema Rauchen und Gesundheit wurde stark Rechnung getragen und dieses wird sich noch weiter in der Zukunft fortsetzen. Die Pflanzer sind sensibilisiert für dieses Thema, verfolgen die Diskussion mit größter Aufmerksamkeit und Konzentration und versuchen, mit besten Qualitäten zu überleben. So wird - um ein Beispiel zu nennen - aktuell im Moment, der Anbau der Sorte Virgin in Deutschland, wo immer der Markt es bietet, erweitert, weil diese Sorte keine Nitratdüngung erhält, sich also aus dem Bodenvorrat ausschließlich ernährt.

Marktpreise – globalisiert

Was den Verkaufspreis und den Erlös für den Tabakpflanzer betrifft, setzt sich dieser Betrag aus zwei Teilen zusammen, dem Marktpreis und der EU Qualitätsprämie. Die EU unterstützt seit 1970 im Rahmen ihrer Marktordnung die Tabake Europas ab einer gewissen Qualitätsleistung unterschiedlich nach Güteklassen mit einer sozialen Komponente. Sie stellt dazu 980 Mio. Euro jährlich zur Verfügung und bemisst die Maximalmenge nach traditionellem Anbauvolumen in Europa mit 350.000 Tonnen. In den nächsten Jahren sind hier deutliche Änderungen vorgesehen, die den Anbau ab 2010 belasten werden. Der Marktpreis wird vom Pflanzer (Verband) mit den Käufern ausgehandelt. Dieser Betrag orientiert sich am Weltmarktniveau. Der Tabakmarktpreis ist somit globalisiert (Weltmarktpreis) und vom Zollschutz der Länder innerhalb Europas und fast für die ganze Welt befreit. An die Stelle früherer nationaler Regelungen (oft aus der Tabaksteuer getragen – D,F,I) trat diese Ausgleichszahlung aus Brüssel.

Die Unterstützung von knapp einer Mrd. Euro im Haushalt der EU für den Tabakanbau jährlich beinhaltet aber auch die Förderung von Forschungsprojekten und von Seminaren über die Schädlichkeit des Rauchens.

Aufgabe des Tabakanbaus in der EU?

Dies wäre Nonsens für Wirtschaft und Gesundheit, denn geraucht wird weiter. Der EU-Prämienbetrag stellt nur 1,6% des Tabaksteueraufkommens von 65 Mrd. Euro in Europa dar. Somit wird über den Raucher ausreichende Wertschöpfung erzielt, um auch die Produzenten kostengerecht zu honorieren. Der Staat ist mit 75% Anteil größter Nutznieser am Tabakgeschäft, weshalb wir als Pflanzer die EU Prämie nicht als Subvention sehen.

Das Selbstverständnis für den Anbau von Qualitätstabaken in Deutschland und in Europa ergibt sich für den Pflanzer klar aus der Erkenntnis, der Marktnachfrage gerecht zu werden. Das heißt, solange geraucht wird – und geraucht wird, ob wir in der EU Tabak anbauen oder nicht - sehen die Tabakpflanzer keinen Grund ihren Anbau aufzugeben. Bei Einstellung des Anbaus wird weiter geraucht und die Produktion in überseeischen Ländern aufgestockt. In Deutschland/der EU gingen Strukturen verloren, Arbeitsplätze in ländlichen Regionen ohne Ersatz ebenso, auch die Artenvielfalt wirtschaftlicher Pflanzen und der Anbau von Monokulturen wären die Folgen und der Gesundheit wäre nicht gedient. Es gäbe also nur Verlierer. Zu diesem Schluss kommt auch die EU-Kommission in ihrem Gutachten im Jahr 2003. Sie bescheinigt, dass es keinen Zusammenhang gibt zwischen dem Tabakanbau in Europa und dem Rauchverhalten.

Wechsel auf andere landwirtschaftliche Kulturen

Die zahlreichen Familienbetriebe Europas haben keine oder nur eine geringe Chance auf andere Kulturarten der Landwirtschaft auszuweichen. Die Pflanzer sind auf den erfolgreichen Tabakanbau zur Erhaltung ihrer Betriebe und ihres Familieneinkommens angewiesen. Zwar weist die Politik aktuell immer wieder darauf hin, dass die Tabakbauern den Anbau aufgeben sollen, es sind auch Programme aufgelegt zur Abfindung der Tabakbauern bei Aufgabe des Anbaus und dem Wechsel auf andere Kulturarten. Aber selbst aus dem Zentrum des Obstes und Gemüsegartens Deutschland, dem Rheintal kommend, stellen wir dort fest, dass diese Chance realistisch nicht besteht. Die Verkaufssituation bei Obst und Gemüse hat sich für die Pflanzer in den letzten drei Jahren so verschlechtert, dass der Markt restlos zusammenbrechen würde, wenn hier Umstellungen vollzogen werden würden. Ein Wechsel von Tabak in Getreideanbau ist deshalb nicht möglich, weil die vorhandenen kleinen Flächen beim Getreideverkauf nicht zum Lebensunterhalt ausreicht. Die Konsequenz – ein Wechsel aus dem Tabakanbau heißt – Aufgabe des landwirtschaftlichen Betriebes und seiner zahlreichen Arbeitsplätze.

Anbauperspektive – Zukunftschancen

Die Tabakpflanzer, als Spezialisten unter den Landwirten, sind selbstverständlich offen für Reformen und kritische Fragen. Sie sind sich bewusst, ein Genussmittel zu erzeugen, das sie dem Konsumenten zur Verfügung stellen, um verantwortungsbewusst damit umzugehen. Die Pflanzer erzielen mit dem Tabakanbau ihren Lebensunterhalt und wollen dies auch in Zukunft. Eigeninitiative steht hoch im Kurs, so bei Technisierung und Arbeitsabläufen um Kosten zu sparen. Sie sind sehr aufmerksam im Blick nach der richtigen Qualität, die auch als Ergebnis aus der Diskussion über Rauchen und Gesundheit und aus der Tabakwirtschaft, dem Markt, entsteht. Offen sind sie für weniger Staat in ihrem Verkaufspreis. Sie konnten sich z.B. eine Direktteil ihres Einkommens vom Verkaufserlös (vom Raucher) als Rauchercent vorstellen. Solche Beispiele gibt es auf der Welt schon.

Die Globalisierung des Marktpreises bietet den internationalen Tabakkonzernen die Chance, weltweit zu ähnlichen Preiskonditionen kaufen zu können, auch in dem hochpreisigen Europa. Will der Tabakbau in Europa sich behaupten, braucht er die derzeitige Erlöshöhe (vom Markt/Raucher oder EU).

Die Pflanzer stellen sich dem Wettbewerb auch international. Allerdings müssen alle Wirtschaftsbereiche gerecht in eine Globalisierung geführt werden, nicht nur Teile wie beim Tabak, schließlich ist der Marktpreis für Rohtabak zwar globalisiert, aber die Raucherbelastung und Tabaksteuer weltweit sehr national geblieben.

Hier stellen Entwicklungsländer oft die Frage nach gerechter Bezahlung ihres Rohtabaks. Sie verstehen nicht, daß hochpreisige Staaten später darauf noch ein Vielfaches des Ursprungswertes als Tabaksteuer drauflegen. Es wäre aller Ehre wert sich aus Sicht der Tabakpflanzer für Kosten und Erlöserhöhung in Niedrigpreisländern der Welt einzusetzen, um ähnliche Wettbewerbsituationen zu erreichen.

Zum besseren Verständnis sei darauf aufmerksam gemacht, welche Wertunterschiede weltweit bestehen. Im hochpreisigen Europa schließlich ist die Tabaksteuer, die der Raucher entrichtet, mit 3 Euro einer 4 Euro Packung um ein Vielfaches höher, als zum Beispiel in Brasilien mit maximal 0,5 Euro Tabaksteuer oder in Osteuropa mit ca. 1 Euro. Daraus abgeleitet, sollte man sich bemühen, wenn Globalisierung – die Tabakpflanzer sind offen – dann gerecht für alle Bereiche.

Schlussteil

Die Tabakpflanzer verfolgen mit großer Aufmerksamkeit die Diskussion um Rauchen und Gesundheit. Wir, seitens der Erzeuger stellen diese anspruchsvolle Pflanze mit ihrer vielschichtigen Leistung und positiven Umweltergebnis der Öffentlichkeit zur Verfügung und über den Rauchgenuss einem speziellen Konsumentenkreis.

Wir sagen jedem Missbrauch ab und empfehlen der Jugend mit dem Blick auf die erhöhten Risiken für ihre Gesundheit in der Phase ihrer Entwicklung Verzicht zu leisten. Dem Erwachsenen bieten wir die freie Entscheidung zum Rauchgenuss mit seiner Eigenverantwortung an, mit dem Spruch, der auch meine Meinung wiederspiegelt (Pfalz): „Tabak und Reben wurden uns gegeben, wenn wir mäßig sie gebrauchen können wir trinken und auch rauchen“.


[Von G.Hechler, Dipl.agr.Ing. (FH) - Tabakbausachverständiger und Geschäftsführer a.D., Speyer]

+++++++ Zurück zur Liste +++++++